In partnerschaftlichen Beziehungen müssen Entscheidungen häufig regelrecht ausgehandelt werden. Die zentrale Frage ist, auf welche Art und Weise dies geschieht. Um den jeweiligen Partner nach den eigenen Vorstellungen zu verändern, setzen Paare mehr oder weniger bewusst Belohnungen und Bestrafungen, meist in sprachlicher Form, ein. Unter Belohnung lassen sich alle diejenigen Rückmeldungen zusammenfassen, die mir angenehm sind und die mich ermuntern, das, wofür ich belohnt worden bin, auch weiterhin zu tun, und dies wenn möglich sogar öfter und/oder intensiver. Bestrafung dagegen sind alle diejenigen Rückmeldungen, die mir unangenehm sind. Das, wofür ich bestraft worden bin, werde ich seltener oder gar nicht mehr tun; oder ich werde zumindest darauf achten, dabei nicht mehr erwischt zu werden.
Beide Partner belohnen und bestrafen sich gegenseitig, und zwar in der Weise, dass das Verhalten des einen das Verhalten des anderen massiv beeinflusst. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass z.B. auf ein belohnend wirkendes Lob eine positive Reaktion erfolgt, sehr hoch. Umgekehrt löst z.B. ein bestrafend wirkender Vorwurf mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Gegenvorwurf oder eine andere negative Reaktion aus. Die sprachlichen Bestrafungsmöglichkeiten, über die wir verfügen, sind dabei nahezu unbegrenzt.
Neben den kurzfristigen Verletzungen, die sie verursachen, ist das verhängnisvolle an diesen Bestrafungsmechanismen, dass sie schnell zur Gewohnheit werden können, bis kein Platz mehr für belohnende Äußerungen vorhanden ist. In solch einem Klima der gegenseitigen Bestrafungen hat Partnerschaft auf Dauer keine Chance.
Deshalb ist es enorm wichtig, dass Paare sich möglichst früh darüber bewusst werden, wie sie in ihrer Partnerschaft miteinander umgehen, auf welche Fehler sie in ihrer gemeinsamen Kommunikation besonders achten müssen und wie sie diese am besten vermeiden können.
Vorrangiges Ziel eines Kommunikationstrainings muss es deshalb sein, dass Paare möglichst viele „belohnende“, also konstruktive, kommunikative Fertigkeiten erwerben und möglichst wenige „bestrafende“, sprich destruktive, Kommunikationsstrategien einsetzen.
Quelle: Franz Thurmaier, Zur partnerschaftlichen Konfliktbewältigung. EPL: ein psychologisch begründetes präventives Angebot im kirchlichen Kontext; in: Auseinanderschweigen? Zusammen reden!, AKF-Bericht Nr. 37